CT-gesteuerter Nervenwurzelblock
Die Computertomographie (CT) ist aufgrund ihrer präzisen Darstellung der Anatomie und der schnellen Bildentstehung ideal zur Planung und Steuerung von Infiltrationen an der Wirbelsäule und im Becken geeignet.
Indikation zur CT-gesteuerten Nervenwurzelblockade (periradikulären Infiltration) ist der radikuläre (ausstrahlende) Schmerz durch die Beeinträchtigung einer Nervenwurzel. Durch die klinische Untersuchung und die MRI/CT wird die verantwortliche Nervenwurzel identifiziert. Eine Operationsindikation ist auch bei leichten bis mässigen motorischen Lähmungen (M3 = Bewegung gegen Schwerkraft noch möglich) noch nicht gegeben und in diesen Fällen, wie auch bei Sensibilitätsstörungen ist die CT-gesteuerte Nervenwurzelblockade eine gute therapeutische Option.
Operationsindikationen beim Bandscheibenvorfall sind länger als 6 Wochen persistierende radikuläre Schmerzen trotz konservativer Therapie (inkl. Nervenwurzelblock), höhergradige motorische Lähmungen (> M3) sowie eine Cauda-Symptomatik (Blasen-/Darmentleerungsstörungen).
Ablauf des CT-gesteuerten Nervenwurzelblocks
Der Patient liegt für die lumbale Injektion auf dem Bauch. Insgesamt muss der Patient ca. 10-15 Minuten nahezu in der gleichen Position liegen können, was bedeutet, dass bei starken radikulären Schmerzen vorgängig eine vom zuweisenden Arzt verschriebene Schmerzmedikation eingenommen werden sollte. Die Spitze der sehr dünnen Nadel (zw. 22G / 0.7 mm und 25G / 0.5 mm) wird unter CT-Steuerung ins zugehörige Foramen intervertebrale ca. 1 – 2 mm an die entsprechende Nervenwurzel vorgeschoben. Wenig Kontrastmittel zeigt die Verteilung entlang der Nervenwurzel (Radikulogramm) oft auch mit einem teilweisen Einfliessen in den Epiduralraum. Die Infiltration erfolgt in der Regel mit einem Lokalanästhetikum und einem kristallinen oder wasserlöslichen Kortikosteroid.
Nachkontrolle und mögliche Nebenwirkungen
Der Patient steht unmittelbar nach der Nervenwurzelblockade auf und wird noch für 30 Minuten im Institut behalten und danach vom Radiologen nochmals befragt. Manchmal (v.a. bei älteren Patienten oder bei mehreren infiltrierten Nervenwurzeln) kann eine vorübergehende Kraftminderung der Extremität infolge des Lokalanästhetikums (Dauer 2 – 3 Stunden) resultieren. Diese ist vollkommen reversibel, kann den Patienten vorübergehend aber am selbstständigen herumlaufen hindern. Patienten dürfen daher auch für wenige Stunden nach der Nervenwurzelblockade nicht selbst Autofahren. Eine Blutung oder Infektion (Infektion < 1:10’000) ist extrem selten, wie bei allen anderen Injektionen aber potentiell möglich.
Zu erwartende Wirkung
In den meisten Fällen ist bereits nach wenigen Minuten eine deutliche Schmerzminderung zu beobachten. Nach Abklingen der Lokalanästhesie kann der Schmerz teilweise wieder zunehmen, wobei mit Einsetzen der Kortikosteroid-Wirkung (nach 1-2 Tagen) die Beschwerden kontinuierlich wieder zurückgehen. Beim lumbalen Nervenwurzelblock findet sich eine deutliche unmittelbare Schmerzminderung in 87 % der Patienten und eine anhaltende Schmerzminderung (Operation wird verhindert) in 60 % (1). In den meisten Fällen können die oral eingenommenen Schmerzmittel nach dem Nervenwurzelblock deutlich reduziert oder abgesetzt werden. Gelegentlich muss der Nervenwurzelblock nach einigen Tagen oder Wochen (an der gleichen Nervenwurzel oder eventuell an einer zusätzlich betroffenen 2. Wurzel) wiederholt werden. In wenigen Fällen wird keine Schmerzminderung erzielt (2).
Literatur
(1) Narozny M, Zanetti M, Boos N. Swiss Med Wkly. 2001;131:75-80.
(2) Slipman CW, et al. Am J Phys Med Rehabil. 2001;80:182-8.